Völkersen – Kurt Thies mochte am Montagabend gar von einem „historischen Datum“ sprechen. Der NFV-Kreisvorsitzende hatte die Leitung der Neuwahlen zum Vorstand des FSV Langwedel-Völkersen übernommen. „Du bist der Motor gewesen“, sagte Thies im Saal des „Grashoff"s“ in Völkersen zu Rolf Korb. Der Langwedeler, einer der Gründungsväter des Fußballsportvereins, des Zusammenschlusses der Fußballer des FC Langwedel und des TSV Völkersen trat bei dieser Jahreshauptversammlung tatsächlich nicht mehr zur Wahl an.
Eigentlich hatte dieser Schritt schon vor einiger Zeit erfolgen sollen. 2018 hatte Korb bereits seinen Rückzug angekündigt, hatte sich dann aber in der Folge doch in der Verantwortung gefühlt, den Verein zu leiten. In der Gesamtschau gilt das erste FSV-Jahrzehnt nicht nur laut Kurt Thies als „Erfolgsstory“. „Aber die letzten Monate waren holprig, sehr holprig“, sagte Thies.
Die jüngste Jahreshauptversammlung war nun in verschiedener Hinsicht bemerkenswert: Der Saal war rappelvoll. Die anwesenden Mitglieder bewiesen demonstrative Einigkeit. Ob es um die Entlastung des alten oder die Wahl des neuen Vorstands ging, alles verlief einstimmig und per Handaufheben.
„Ich habe Respekt vor den großen Aufgaben und danke für euer Vertrauen“, erklärte der frischgewählte neue Vorsitzende André Deimer. Der neue Vorstand wolle Last und Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen, darum habe man sich auch auf einen erweiterten Vorstand mit zwölf Leuten verständigt. „Wir haben uns viel vorgenommen, viel auf die Fahnen geschrieben“, so Deimer, bat aber auch um Verständnis, das sich der neue Vorstand erst einmal finden und einarbeiten müsse. „Aber kommt auf uns zu, sprecht uns an“, so der 43-Jährige.
Zuvor hatte Rolf Korb eine letzte Jahresbilanz als Vorsitzender vorgelegt. Das Negative: „Die 1. Herren ist abgestiegen, einige Spieler haben den Verein verlassen.“ Das Positive: eindeutig das Spiel gegen die Traditionsmannschaft des SV Werder Bremen. Danach stand dann sogar ein höherer vierstelliger Eurobetrag als Plus zu Buche, obwohl die Werderaner sich ihren Auftritt in Langwedel ordentlich haben bezahlen lassen. „Ohne Sponsoren wäre das alles gar nicht möglich gewesen“, so Rolf Korb. Ihnen sei ein ganz großer Dank auszusprechen. Kassenwart Florian Bublitz erklärte bei seinem Bericht, dass er und auch der Vorstand mit einem Überschuss so gar nicht gerechnet hätten. Das Geld werde aber auf keinen Fall versickern, sondern dem Verein und seinen Mannschaften zugutekommen.
Der FSV unterstützt nach wie vor interessierte Sportler bei ihrer Trainerausbildung, erklärte Rolf Korb, übernehme die entstehenden Kosten. „Ohne Jugendarbeit hat ein Verein keine Zukunft. Neben der Außendarstellung im Herrenbereich“, so der scheidende Vorsitzende. Angesichts zunehmender Gewalt in diversen Ausformungen auf den Fußballplätzen des Landes hatte Korb noch einen Appell anzubringen: „Benehmt euch auf und außerhalb des Platzes.“ Das gelte auch und gerade gegenüber den Schiedsrichtern. Die hätten es viel zu oft nicht einfach, bekämen nicht den nötigen Respekt.
„Mit hat es immer Spaß gemacht“, sagte Korb zum Abschied vom Vorstandstisch. „Das Unangenehmste war immer, einen Trainer für die 1. Herren zu suchen“, so der Langwedeler, der sich seit Jahrzehnten auch als Jugendtrainer engagiert, hier noch ein Jahr dranhängen wird, obwohl er eigentlich aufhören wollte. Bis 2024 geht seine Amtszeit als Vorsitzender des FC Langwedel. Die wird er erfüllen. „Aber perspektivisch wird hier eine Veränderung stattfinden müssen.“
Beim FSV wird der „Fußballer des Jahres“ nicht ausgeguckt, sondern gewählt. Als Nicht-mehr-Vorsitzender sei er nicht mehr der Neutralität verpflichtet und schlage Jan-Ole Post vor, so Korb. Post ist nach dem Abstieg im Verein geblieben, ist Kapitän der 1. Herren, deren Sprachrohr, „eine Persönlichkeit im Herrenbereich“ und zudem seit mehreren Jahren im Jugendbereich engagiert. „Er hat es verdient. Seine Wahl würde mich wirklich freuen.“
Jan-Ole Post wurde einstimmig zum Fußballer des Jahres gewählt. Der Applaus und das Getrommel auf den Tischen bei der Überreichung des Wanderpokals fiel vielleicht noch ein weniger lauter aus, als bei der Neuwahl des Vorstandes und der Verabschiedung von Rolf Korb und Frank Bethge.